Letzte Woche trafen sich die Mitglieder des von der EU finanzierten UPSCALE-Projekts, das Push-Pull-Anbausysteme in Afrika südlich der Sahara untersucht, zu ihrer zweiten Generalversammlung. Ursprünglich war das Treffen als persönliche Veranstaltung in Ruanda geplant, wurde aber wegen der anhaltenden Reisebeschränkungen und der Herausforderungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in eine virtuelle Veranstaltung umgewandelt. Forscher des Instituts für Geobotanik der Leibniz Universität Hannover (LUH) vertraten bei der Versammlung einen der 18 Projektpartner aus acht afrikanischen und vier europäischen Ländern.
Das Ziel von UPSCALE ist die Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Intensivierungsmethoden in Ostafrika anstelle von konventioneller Methoden, die ökologisch kostspielig, nicht nachhaltig und schlecht an die Landwirtschaft mit geringem Einkommen angepasst sind. Push-Pull setzt auf die biologische Vielfalt der Pflanzen, um den Schädlingsdruck zu verringern. Pflanzen mit Abwehrstoffen werden verwendet, um die Schädlinge von der Hauptkultur zu vertreiben („Push") und Pflanzen mit, Anziehungskraft werden verwendet, um die Schädlinge von der Hauptkultur wegzulocken(„Pull"). Der Einsatz von Push-Pull kann auch Unkraut unterdrücken und die Fähigkeit der Böden, Wasser zu absorbieren und zu speichern, erhöhen, was in diesen zunehmend trockenen Regionen besonders wichtig ist.
Bislang wurde die Push-Pull-Technologie hauptsächlich in Getreideanbausystemen in der Subsahara-Region Ostafrikas eingesetzt. Das UPSCALE-Team arbeitet in fünf Ländern - Äthiopien, Kenia, Ruanda, Tansania und Uganda - daran, den Einsatz der Push-Pull-Technologie auszuweiten und ihre Verbreitung in verschiedenen Kulturen und geografischen Maßstäben zu erhöhen. Damit soll die Ernährungssicherheit und die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel verbessert werden. Die Generalversammlung bot dem großen Forschungsteam die Gelegenheit, eine Bestandsaufnahme ihrer gemeinsamen Fortschritte zu machen, Herausforderungen zu identifizieren und die nächsten Schritte zu skizzieren.
Food for the Hungry - Rwanda war Gastgeber des Treffens, und der ruandische Landwirtschaftsbehörde begrüßte die Teilnehmer des viertägigen Treffens, bevor er das Wort an die Projektkoordinatorin, Professorin Emily Poppenborg von der LUH, übergab, um über die Fortschritte zu berichten. Professorin Poppenborg erklärte, dass trotz der Herausforderungen durch die Pandemie im vergangenen Jahr erhebliche Fortschritte erzielt wurden. Insgesamt befragte das Forschungsteam mehr als 1500 Haushalte, um den aktuellen Einsatz von Push-Pull-Systemen in fünf Ländern zu bewerten; es identifizierte und kartierte mehr als 150 landwirtschaftliche Felder und entwickelte Feldprotokolle zur Vorbereitung der Datenerfassung; es entwickelte zwei Apps zur Unterstützung der Informationsverbreitung; es richtete Kommunikations- und Social-Media-Kanäle ein und erstellte Schulungs- und Verbreitungsmaterialien.
Im Verlauf der Generalversammlung berichteten die Projektpartner über ihre Fortschritte bei der Entwicklung hochgradig standardisierter Protokolle für die Probenahme von Insekten, Gräsern, Böden und Ernteerträgen, die in allen fünf Studienländern umgesetzt werden sollen. Nachdem die Feldprotokolle vorliegen und die meisten Felder identifiziert sind, kann bald mit der Datenerhebung begonnen werden, um die Hauptfaktoren für die Vorteile von Push-Pull zu ermitteln.
Vorläufige Ergebnisse der sozioökonomischen Basiserhebungen haben einige potenzielle Hindernisse für die Einführung von Push-Pull aufgezeigt, die dem Projektteam bei den nächsten Schritten helfen werden. Vor allem der Mangel an geeignetem Saatgut, Wissen und Training wurde von den Landwirten als Haupthindernis für die Einführung von Push-Pull genannt. Weibliche Familienoberhäupter waren im Vergleich zu männlichen Familienoberhäuptern besonders durch den geringen Landbesitz eingeschränkt, und in den meisten Fällen gaben Frauen an, dass sie für den Großteil der landwirtschaftlichen Arbeit verantwortlich sind. Die vollständigen Ergebnisse der Erhebungen werden in einer Reihe von sieben Berichten veröffentlicht.
In der nächsten Phase des Projekts wird das Forschungsteam mit der Datenerhebung im Feld sowie mit der sozial-ökologischen und klimatischen Modellierung beginnen, um die Wirksamkeit von Push-Pull in anderen Anbausystemen vorherzusagen und seinen Beitrag zur Klimaresilienz zu bewerten. Drei Forscher des Instituts für Geobotanik - Dr. Adewole Olasiyan Olagoke,Felipe Miguel Libran Embid sowie die Doktorandin Celina Apel - werden im Frühjahr mit ihren Kollegen nach Ostafrika reisen, um mit der Feldarbeit zu beginnen. Die Ergebnisse dieser Datenerhebungen werden genutzt, um die Mechanismen zu bewerten, die die Auswirkungen von Push-Pull-Systemen bestimmen, sowie die Auswirkungen einer Ausweitung von Push-Pull und seiner Integration mit anderen nachhaltigen Intensivierungsstrategien.
Um mehr über das Projekt zu erfahren und über seine Fortschritte auf dem Laufenden zu bleiben, besuchen Sie die UPSCALE-Website hier.
Vielen Dank für die deutsche redaktionelle Unterstützung durch Petra Melloh.