Am 7. Dezember 2022 lud der Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Universität Würzburg im Rahmen seiner Seminarreihe Dr. Ricardo Perez Alvarez vom Institut für Geobotanik der Leibniz Universität Hannover zu einem Vortrag ein. Die Seminarreihe deckt ein breites Spektrum ökologischer Themen ab, darunter Agrarökologie, Ökosystemdienstleistungen und chemische Ökologie.
Dr. Perez Alvarez gab einen umfassenden Überblick über seine Forschung und teilte neue Erkenntnisse über die Auswirkungen der Landschaftszusammensetzung auf die biologische Schädlingsbekämpfung in landwirtschaftlichen Ökosystemen. Anhand von Beispielen aus seiner Doktorarbeit an der Cornell University erläuterte er, wie die Landschaftszusammensetzung die Wirksamkeit der ergänzenden biologischen Schädlingsbekämpfung beeinflussen kann, einer Pflanzenschutzstrategie, bei der natürliche Feinde - nützliche Insekten, die sich von Schadinsekten ernähren - aktiv in den Feldern ausgesetzt werden. Er erläuterte auch, dass diese räuberischen Insekten nicht nur das Potenzial haben, den Landwirten direkte Vorteile zu verschaffen, indem sie Schadinsekten verzehren, sondern auch indirekt, indem sie die Schädlinge verschrecken und sie dazu bringen, weniger zu fressen. Abschließend stellte er einige seiner neuesten Arbeiten aus dem Institut für Geobotanik vor, in denen er die Beziehung zwischen der Landschaftszusammensetzung und der Stabilität biologischer Bekämpfungsleistungen im Laufe der Zeit untersucht.
Das Seminar löste einlebhaftes Gespräch über die ökologischen Mechanismen aus, die den unterschiedlichen Reaktionen der biologischen Bekämpfungsstrategien in verschiedenen Landschaftskontexten zugrunde liegen. Die Zuhörer waren besonders an der Frage interessiert, warum manche Strategien in bestimmten Kontexten funktionieren, in anderen aber nicht. Daneben ergab sich eine intensive Diskussion über die augmentative biologische Kontrolle (d.h. die absichtliche Freisetzung natürlicher Feinde) im Gegensatz zur konservierenden biologischen Kontrolle (d.h. der Schutz von Lebensräumen und Umweltbedingungen, die natürliche Feinde anziehen), und darüber, wann es angebracht ist, eine Strategie der anderen vorzuziehen.
In diesem Zusammenhang entspann sich eine Debatte um die langsame Wissenschaft, eine Bewegung, die auf der Überzeugung beruht, dass Wissenschaft eine kreative Arbeit ist, die Zeit braucht und daher nicht mit dem gegenwärtigen hektischen Tempo der akademischen Welt vereinbar ist, in der Forscher gezwungen sind, ständig zu veröffentlichen oder unterzugehen. Der Enthusiasmus für dieses Thema führte zu der Idee, auf der GfÖ-Konferenz 2023 in Leipzig, Deutschland, einen Slow-Science-Workshop zu organisieren.
Vielen Dank für die deutsche redaktionelle Unterstützung durch Petra Melloh.